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Fachtag „Integration von Geflüchteten durch Sport und Bildung“

| Allgemein (LSB)
Fachtag „Integration von Geflüchteten durch Sport und Bildung“

Das Projekt „Willkommen im Sport“ endet, was sind die Perspektiven?

„Wir sind zuversichtlich, dass die Maßnahmen des Projektes „Willkommen im Sport“ mit der Zeit Eingang in das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ finden.“ Sebastian Finke, Leiter des Kompetenzzentrums Integration und Inklusion des LSB, verbreitete Optimismus. „Wir werden uns dafür intensiv einsetzen“, sagte er Mitte Dezember auf dem Fachtag „Integration von Geflüchteten durch Sport und Bildung“ im Steinhof in Duisburg. Rund 30 Fachkräfte „Integration durch Sport“, Lehrteamer*innen und Teilnehmende der Schulungen trafen sich dort zum Austausch, Rückblick und Ausblick. Anlass war das Ende des Projekts „Willkommen im Sport“, das jetzt ausläuft.

Von der Bundesregierung 2015 im Rahmen der großen Fluchtbewegung aus Syrien ins Leben gerufen und finanziert, endet es just mit dem Zusammenbruch des syrischen Assad-Regimes. Ziel des Projektes war es, Geflüchteten aller Nationen einen niedrigschwelligen Zugang zum Sport zu ermöglichen. Ihnen Wege in Vereinsstrukturen und ins Ehrenamt zu ebnen.

Es besteht das Risiko, dass Know-how und Wissenstransfer verloren gehen

„Es war ein erfolgreiches Projekt, das sich beständig weiterentwickelt hat“, bilanzierte Serpil Kaya, die im LSB zuständige Leiterin für „Willkommen im Sport“. „Uns war sehr früh klar, dass wir Geflüchteten nicht nur niedrigschwellige Bewegungsangebote anbieten möchten, sondern sie qualifizieren müssen, um ihnen fundierte Wege zur Teilhabe zu eröffnen. Der Landessportbund NRW war damals mit diesem Ansatz Vorreiter in Deutschland.“ Die Ausbildungen als Übungsleiter*in-C, Sporthelfer*in, Schwimmlehrerassistent*in etc., mussten dazu angepasst werden, erforderten unter anderem wegen Sprachbarrieren auch mehr Zeit. Von 2017 bis heute wurden so 158 Maßnahmen durchgeführt mit 2416 Teilnehmenden, davon 1934 Geflüchteten!

Integriert fühlt man sich dann, wenn man nicht nur nehmen, sondern auch geben kann“

Viele der Geflüchteten engagieren sich inzwischen im Sport. Wie die aus der Ukraine stammende Mariia Nosenko. Die einstige Teilnehmerin eines Sprach- und Sportcamps musste wegen des Krieges von heute auf Morgen ihr Zuhause zurücklassen und hat über den Sport in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Inzwischen ist die Deutschlehrerin in Hagen als Übungsleiterin tätig und in der dortigen Sportjugend Ansprechperson für sexualisierte Gewalt, auch ihre Tochter leitet Gruppen. „Integriert fühlt man sich dann, wenn man nicht nur nehmen, sondern auch geben kann“, sagte sie am Fachtag.

Fakt ist: Mit dem Auslaufen des Projektes „Willkommen im Sport“ fallen nicht nur Fördergelder weg. Es besteht auch das Risiko, dass Know-how und Wissenstransfer verloren gehen, sich Netzwerke ausdünnen, generell passgenaue Qualifizierungen für diese Zielgruppe entfallen. Mit allen Konsequenzen für die Vereinsentwicklung, für Geflüchtete und Teilhabe.

Eine vollumfängliche Überführung der Formate in das Bundesprogramm „Integration durch Sport“ ist nicht möglich, da dort zum Beispiel keine Förderung von Regelqualifizierungen erfolgt. Der Blick in die Zukunft war deshalb ein wichtiger Punkt auf dem Fachtag. Und es zeigte sich die hohe Motivation aller Teilnehmenden, hier Lösungsansätze zu finden. Sei es bei der Suche nach alternativen Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten oder der Einbindung in bereits vorhandene Programme und Projekte. Das wäre zu wünschen, denn wie nachhaltig das Projekt „Willkommen im Sport“ ist, zeigt sich auch darin, dass in der Regel heute die Mund-zu-Mund-Propaganda unter Geflüchteten genügt, um „WiS“-Qualifizierungsangebote zu füllen. Und Menschen zu integrieren!

 

Weitere Informationen: www.lsb.nrw/unsere-themen/integration-und-inklusion/integration-und-sport

Dort stehen auch bereit:

Sportwörterbuch – Begriffe aus dem Sportalltag in: Arabisch, Dari, Deutsch, Englisch, Farsi, Französisch, Kurdisch, Russisch und Türkisch /als App und in Printversion

Sportvokabelheft – Deutsch-Ukrainisch (in Printversion)


Fotos: LSB NRW / Andrea Bowinkelmann

Text: Michael Stephan

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