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Artikel

Projekt „GeniAl“: „Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter“

| Allgemein (LSB)
Ältere Frauen mit Migrationshintergund beim Sport

Der Titel des Projektes klingt zweifelsohne vielversprechend: „GeniAl“. Als einer von nur fünf Projektpartnern bundesweit wurde der Landessportbund NRW kürzlich vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit der Umsetzung eines Teilprojektes im Rahmen des genannten Projektes betraut, dessen Name für „Gemeinsam bewegen – Gesund leben im Alter“ steht und mit dem nachhaltige Maßnahmen für ältere Menschen mit Einwanderungsgeschichte geschaffen werden sollen.

„Als der DOSB das Projekt beworben hat, hat der Landessportbund NRW einen Antrag gestellt, wonach er ein Teilprojekt durchführen möchte – und dieser wurde erfreulicherweise positiv beschieden“, freut sich Mirella Kuhl, Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum Integration und Inklusion des Landessportbundes NRW und Hauptverantwortliche für die Umsetzung des Projektes aufseiten des Landessportbundes NRW. Seit Juli dieses Jahres und noch bis Ende 2023 führt dieser nun in Kooperation mit dem Solinger Sportbund (SSB) das Projekt in der rund 163.000 Einwohner*innen zählenden Großstadt im Bergischen Land durch – mit dem übergeordneten Ziel, Senior*innen mit Migrationshintergrund Bewegung und Sport näherzubringen.

Stand Dezember 2019 betrug in Solingen der Anteil der Einwohner*innen mit Migrationshintergrund 35 Prozent, der Anteil von Personen mit ausländischem Pass lag bei 16,9 Prozent. In der Altersgruppe, die im Rahmen von „GeniAl“ im Fokus steht, nämlich Personen ab 55 Jahren, hatten zu diesem Zeitpunkt 22 Prozent einen Migrationshintergrund.

„Studien zeigen, dass insbesondere die Über-55-Jährigen mit Migrationshintergrund häufig eine andere Bewegungsbiografie haben als Gleichaltrige, die keine Einwanderungsgeschichte haben. So sind sie beispielsweise vergleichsweise selten Mitglied in einem Sportverein oder nehmen seltener Reha-Angebote, also Angebote für Erkrankte, wahr“, weiß Mirella Kuhl. Dieses Verhältnis soll mithilfe des Projekts ausgewogener gestaltet werden.

Hervorragendes Netzwerk in Solingen

Dabei kommt es nicht von ungefähr, dass „GeniAl“ in der Klingenstadt umgesetzt wird: Der Solinger Sportbund mit seinen fast 136 Sportvereinen, denen zusammen rund 27.000 Mitglieder angehören, verfügt über ein enges Netzwerk im Integrations- und Gesundheitsbereich der Stadt. Zudem führt die Stadt Solingen bereits seit Anfang dieses Jahres erfolgreich das Modellprojekt „Guter Lebensabend NRW“ durch, mit dem die nordrhein-westfälische Landesregierung das Ziel verfolgt, „den spezifischen Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte bei der Altenhilfe und Altenpflege Rechnung zu tragen und gleichzeitig damit ihre Lebensleistung zu würdigen“. Konkret geht es dabei darum zu erproben, wie „Zugangsbarrieren abgebaut und Seniorinnen und Senioren mit Einwanderungsgeschichte der Zugang zu bestehenden Regelangeboten geebnet werden kann“. Letztlich sollen die Senior*innen mit Einwanderungsgeschichte die betreffenden Angebote – z. B. eben im Sportbereich – genauso nutzen wie Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund.

„‚GeniAl‘ dockt an das Projekt ‚Guter Lebensabend NRW‘ an, bei dem kultursensible Altenhilfe und Gesundheitsprophylaxe im Vordergrund stehen, und bringt sozusagen den bewegten Teil – und damit einhergehend auch den Aspekt ‚Gesundheit‘ – ein“, erläutert Mirella Kuhl. Neben dem SSB, der mit dem Landessportbund NRW die Federführung über das Teilprojekt hat, sowie verschiedenen Migrantenorganisationen fungieren dabei das Kommunale Integrationszentrum, die Stadt Solingen und der Paritätische Wohlfahrtsverband Solingen als wichtige Partner des Landessportbundes NRW.

Beabsichtigt sei, die ältere Bevölkerung mit Migrationshintergrund „von der Sportseite aus“ zu erreichen und ihr – durch eine breite Streuung von Informationen – bewusst zu machen, welche große Bedeutung Bewegung ganz allgemein sowie spezielle Angebote z. B. in den Bereichen Mobilisation und Fitness haben. Parallel sollen Barrieren für Senior*innen mit Einwanderungsgeschichte im organisierten Sport abgebaut, passgenaue Informationen und Angebote für die Zielgruppe geschaffen und Über-55-Jährige mit Migrationshintergrund verstärkt in bestehende Sportstrukturen integriert werden. „Wir wollen interkulturelle Öffnungsprozesse in Sportvereinen und relevanten Einrichtungen initiieren und begleiten, um Integration im Sinne der gelingenden Teilhabe in den Fokus des Sports bzw. der Vereinsarbeit zu rücken“, so Mirella Kuhl, Referentin Integration durch Sport beim Landessportbund NRW.

Niederschwellige und vielfach kostenlose Angebote

Um Senior*innen zu mobilisieren, bieten sich u. a. der Alltags-Fitness-Test (AFT), verschiedene Angebote aus dem LSB-Programm „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“ und Aktivitäten, die regelmäßig anlässlich der in mehreren Kommunen stattfindenden Sommeraktion „Sport im Park“ durchgeführt werden, an. Im Fokus stehen dabei niederschwellige – und vielfach auch kostenlose – Angebote, die sowohl auf den Bedarf der Zielgruppe als auch auf deren kulturellen Hintergrund zugeschnitten sind. Die Durchführung erfolgt sowohl in Sportvereinen als auch in weiteren relevanten Organisationen, z. B. Migrantenorganisationen.

U. a. mit bewegten Spaziergängen, mehrsprachige Informationsreihen zu Themen wie Bewegung, Gesundheit, Sportsystem und Gesundheitssystem sowie Übungsstunden, die Sportvereine in Alten- und Pflegeheimen durchführen, versucht der Landessportbund NRW zudem Senior*innen mit Migrationshintergrund bzw. deren Angehörige im Alter von 55+ an das hiesige Altenhilfesystem anzunähern. Denn auch darin sind in Solingen Menschen mit Einwanderungsgeschichte ungleich verteilt. „Mit unserem Projekt versuchen wir beide Bereiche – den Sport und das Altenhilfesystem – zu verbinden“, betont Mirella Kuhl. Eine wesentliche Rolle wird dabei auch eine Übungsleiter*in-Ausbildung mit dem Schwerpunkt „Ältere“ spielen, die 2022 startet und an der im Optimalfall Menschen mit Migrationshintergrund teilnehmen sollen, die zudem selbst der älteren Generation angehören. „Ihnen käme dann eine sehr wichtige Vorbildfunktion zu“, blickt Mirella Kuhl voraus.

Gut angenommen wurde bereits die Fortbildung zum*zur Bewegungsbegleiter*in, die im Oktober 2021 erstmalig durchgeführt wurde. Damit sollen Menschen, die in Pflegeeinrichtungen tätig sind, oder pflegende Angehörige „fitter gemacht“ werden im Themenfeld „Bewegung“ – sodass im Alltag letztlich immer mehr Personen zu der Erkenntnis kommen: Das ist „GeniAl“!

Das DOSB-Projekt wird – im Rahmen des Bundesprogramms "Integration durch Sport" (IdS) - vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (BMI), dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) gefördert. Es ist ein Kernvorhaben des Nationalen Aktionsplans Integration (NAP-I), das bis Ende 2023 umgesetzt werden soll.

Text: Claudia Pauli
Bild: Andrea Bowinkelmann

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