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Spitzensportlerinnen im Schatten der Männer

| Allgemein (LSB)
Sprinterinnen bei der Hallen-DM

Eine exklusive Umfrage des SWR mit 719 Sportlerinnen zeigt, von Gleichberechtigung ist der Spitzensport noch weit entfernt. Frauen sind noch immer benachteiligt. Es ist die erste Umfrage in Deutschland, die Sportlerinnen zu Themen wie Familienplanung, Periode, Training, Sexismus befragt hat.

Frauen im Spitzensport werden noch immer benachteiligt - das hat eine exklusive Umfrage des Südwestrundfunks unter 719 Spitzensportlerinnen gezeigt. Spitzensportlerinnen werden meist von Männern trainiert, müssen dem Gefühl nach für gesellschaftliche Anerkennung mehr leisten und sehen sich beim Thema Familienplanung und Kinderwunsch oft nicht unterstützt. Sie haben ein geringes Einkommen und die Periode wird kaum im Trainingsplan berücksichtigt.

In einer anonymen online Befragung äußerten sich die Spitzensportlerinnen auch zu Themen wie Sexismus, Stalking im Netz, Social Media und Belästigung. Zum ersten Mal wurde eine solche Studie zu diesen Themen unter Spitzensportlerinnen in Deutschland durchgeführt. In die Auswertung der nicht repräsentativen Online-Umfrage wurden Sportlerinnen aufgenommen, die mindestens auf nationaler Ebene in einer olympischen Disziplin an Wettkämpfen teilnehmen - vier von fünf Teilnehmerinnen gaben an, auf internationaler Ebene bei Wettkämpfen anzutreten.

Jahres-Verdienst: Oft unter 10.000 Euro

Die meisten Teilnehmerinnen sind auf internationalem Niveau unterwegs - trotzdem haben nur 43% von ihnen den Sport als Haupteinnahmequelle angegeben. Insgesamt haben 41% der Teilnehmerinnen ein jährliches Bruttoeinkommen von weniger als 10.000 Euro. Lediglich 22% verdienen jährlich bis zu 30.000 Euro, 29% ließen die Frage unbeantwortet. Bei der Angabe des Einkommens, sollten Einnahmen aus Werbung, Sponsoring und Preisgeldern eingerechnet werden.

Prof. Ilse Hartmann-Tews forscht seit Jahren an der Deutschen Sporthochschule Köln zur Situation von Frauen im Spitzensport. Die Sportsoziologin sieht hier einen Gender-Pay-Gap - also ein geschlechtsspezifisches Gehaltsgefälle - und sagt, "dass Spitzensportlerinnen weniger Geld verdienen, ist im Prinzip ähnlich wie in der Gesellschaft, vielleicht aber noch krasser." Dass der Einsatz der Sportlerinnen oft nicht in vergleichbarem Maße entlohnt werde, liege ihrer Einschätzung nach daran, dass der Sport noch immer eine Männerdomäne sei. "Wir haben auch in den Funktionärspositionen überwiegend Männer. Und da wird der Sport der Männer deutlich höher wertgeschätzt als der der Spitzensportlerinnen."

Dr. Petra Tzschoppe, Vizepräsidentin und Beauftragte für Frauen und Gleichstellung beim DOSB, sieht hier auch die Medien in der Verantwortung. Sie spricht von einer "Gender-Show-Gap" und betont, dass Frauen vor allem deshalb weniger Gelder über Prämien oder Sponsorengelder erhielten, weil sie viel weniger sichtbar seien.

Trainer sind überwiegend männlich

Vier von fünf Frauen gaben an, im Vergleich zu Männern in ihrer Sportart nicht ausreichend bezahlt zu werden. Bei 60% der Befragten herrscht das Gefühl, mehr leisten zu müssen, um die gleiche gesellschaftliche Anerkennung zu erhalten wie männliche Kollegen. Betrachtet man die beruflichen Chancen nach der aktiven Karriere, sehen diese mehr als die Hälfte aller Teilnehmerinnen als nicht gleich verteilt an.

Dazu passt, dass 77% aller Teilnehmerinnen den Angaben zufolge überwiegend von Männern trainiert werden, jede Vierte sogar ausschließlich von Männern. Jede vierte Spitzensportlerin gab an, sie würde sich eine andere Zusammensetzung des Trainerstabs wünschen. "Der organisierte Sport sollte einsehen, dass es hier ein großes Ungleichgewicht gibt", sagt Hartmann-Tews zu den Ergebnissen. "Ich denke, dass Trainer einen guten Job machen. Aber allein schon das Bild, dass es überwiegend nur Männer als Trainer gibt, ist etwas, das den Nachwuchs auch vielleicht nicht animiert, diese Laufbahn zu gehen." Sie wisse von Seiten der Athletinnen, dass sie sowohl Trainer als auch Trainerinnen schätzten. "Diejenigen, die schon mal Erfahrungen mit Trainerinnen gemacht haben, was sehr selten vorkommt, sagen, eine Trainerin würde ich mir als nächstes wünschen."

Den vollständigen Artikel mit anschaulichen Grafiken, lesen Sie auf der Webseite des SWR.

Text: Quelle SWR (Judith Brosel, Julia Metzner, Laura Schmitt )
Bild: Andrea Bowinkelmann

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