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Eine Perle in der NRW-Ruderwelt

| Allgemein (LSB)

Wer kennt sie nicht? Vereinsmitglieder, die etwas Besonderes machen, die aus den Rahmen fallen und einzigartig sind. Wir stellen eines dieser Originale im Sport vor.

Ralf-Peter Stumme ist in seinem Tun versunken. Sorgfältig schabt er mit dem Stechbeitel und einem Stemmeisen verrottetes Holz aus einer Planke des Bootes. Prüft mit dem Daumen des gestandenen Handwerkers das Ergebnis, hält kurz inne, schaut – und setzt das Werkzeug erneut an. Trockenfäule. So geht es Zug um Zug, Stunde und Stunde, bis alle Stellen ausgespart und mit neuem Eichenholz verleimt sind. Monatelang setzt er auf diese Weise schadhafte Planken, Duchten, Wrangen instand, schleift und nietet, erneuert Lacke.

Es braucht Geschick und viel Geduld, um ein antikes Ruderboot auf Vordermann zu bringen. Vielleicht muss man sogar ein bisschen verrückt sein, um mit einer Leidenschaft in die Materie einzutauchen, wie es Stumme tut. Einem Meister Eder und seinem Pumuckl steht er dabei in nichts nach. Mit Vollbart, Pferdschwanz und klassischem Ringel-T-Shirt hat er sogar mehr Stil als der TV-Held. An Geschichten mangelt es ihm ebenfalls nicht. Der Mann ist ein wandelndes Lexikon.

Der rudernde Gentlemen

„Das Boot stammt aus der Zeit um 1875. Es wurde auf der Werft R.H. Messum in England gebaut“, erzählt er, „ich habe es im Sommer in Norfolk abgeholt.“ Ein netter alter Herr habe ihm dieses „Thames-Skiff“ geschenkt. „Ich halte ihn regelmäßig über die Fortschritte auf dem Laufenden“, unterstreicht er. Ehrensache. „In England haben Gentlemen schon im 18. Jahrhundert selber gerudert. In solch einem Einer fuhr man gerne mit der Herzallerliebsten zum  Picknick – mit einem Anstandswauwau an Bord, versteht sich“, schiebt er gleich eine Story hinterher. „In größeren Versionen brach man auch zu mehreren auf, zu einer ‚veritable picnic-party‘.“ Kein Wunder, dass England das Mutterland des modernen Rudersports wurde...

Eine Perle in der NRW-Ruderwelt

Rund 150 antike Boote nennt Ralf-Peter Stumme sein eigen. Die meisten lagern in einer Scheune in Wesel. Seine Werkstatt befindet sich im Bootshaus des Wassersportvereins Mülheim. Sie ist drei Meter schmal und 22 Meter lang. „Reicht für einen ungeteilten Achter“, lacht er. In der Werkstatt dudelt den ganzen Tag WDR 5. Weil sie so lang ist, hat er gleich zwei Radioapparate an ihren Enden platziert. So dass er den Sender förmlich rauf und runter hören kann...

Bei aller Originalität – Stumme ist in der Szene natürlich bekannt wie ein bunter Hund – darf man sich nicht blenden lassen. Der Mann ist eine Perle in der NRW-Ruderwelt, eine angesehene Koryphäe, ein unermüdlicher Vorkämpfer für Geschichtsbewusstsein. Er wird vom deutschen Ruderverband als Ansprechpartner für historische Boote geführt und ist Vorsitzender des Classic Boat Clubs (der Verein verfügt über eine weltweit einzigartige Sammlung klassischer Ruderboote und hat das Ziel, in Mülheim ein Museum aufzubauen). Ein echter Vorreiter.

Den vollständigen Artikel "Meister Eder und die antiken Ruderboote" von Michael Stephan, lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der "Wir im Sport".


Bild: Andrea Bowinkelmann

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