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„Sport ohne Leistung ist Kappes“

| Allgemein (LSB)
von links: Willi Daume (Präsident NOK), Dr. Otto Kaesmann (Vizepräsident LSB NRW), Ulla Hauth, Leni Weyer, Willi Weyer

Erinnerung an den zweiten Präsidenten (1957 bis 1987) des Landessportbundes NRW

Er war ein Schwergewicht – und das sowohl im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: Am  16. Februar 2017 wäre Willi Weyer 100 Jahre alt geworden. Der Name des in Hagen geborenen Politikers und Sportfunktionärs bleibt untrennbar mit der Geschichte des Landessportbundes Nordrhein-Westfalen verbunden, dessen Präsident er drei Jahrzehnte lang von 1957 bis zu seinem Tode am 25. August 1987 war.

Brückenschlag zwischen Sport und Politik

Der gelernte Jurist trat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in die FDP ein und startete eine politische Karriere, die ihn in NRW während der 1950er Jahre über die Ämter des Ministers für Wiederaufbau, des Finanzministers und des stellvertretenden Ministerpräsidenten führte. Nach einer Unterbrechung übernahm er 1962 diese Funktion erneut und führte ab dieser Zeit auch das nordrhein-westfälische Innenministerium. Weyer, der 1953/54 auch Mitglied des Deutschen Bundestages war, gehörte insgesamt 25 Jahre dem Landtag in NRW an. 1975 schied er endgültig aus der Landesregierung aus.

Weyers bürgerschaftliches Engagement war voll und ganz dem Sport gewidmet. In seiner aktiven Zeit selbst Wasserballer, Leichtathlet und Wettkampfschwimmer, prägte er als Sportfunktionär die Sportlandschaft in NRW und insbesondere in seiner Rolle als Präsident des damaligen Deutschen Sportbundes (von 1974 bis 1986) auch bundesweit.
Es gehört zu den zentralen Verdiensten Weyers, der von 1976 bis 1985 auch Vorsitzender des Bildungswerkes des LSB NRW sowie Vorsitzender der Sporthilfe NRW war, dass er sich erfolgreich für eine Anerkennung des gemeinnützigen Sports durch die Politik und für dessen Unabhängigkeit einsetzte.

Für den Sport und die Sportförderung in NRW

Weyer, der den Sport zwar als „parteipolitisch neutral“, nicht aber als „politisch abstinent“ verstand, sorgte so mit dafür, dass die Sportförderung eine breitere Basis erhielt. Beispielhaft seien hier die mit der Landesregierung beschlossene Einführung der „Vereinshilfe“ (Übungsleiterbezuschussung), das Investitionshilfeprogramm für Vereine und Verbände oder auch der Fünfjahresplan als Vorläufer des „Goldenen Plans“ zum Ausbau der Sportstätteninfrastruktur genannt.
Ein besonders Anliegen Weyers war ferner die Modernisierung der Sportschulen des LSB NRW. So engagierte er sich für den Um- bzw. Neubau der Sportschule Radevormwald und den Neubau der Sportschule Hachen, die heute offiziell den Namen „Sport- und Tagungszentrum Hachen“ trägt, aber in der Öffentlichkeit auch weiterhin vielfach noch „Willi-Weyer-Schule“ genannt wird. Und nicht zuletzt gehen die Erweiterung der Sportklinik Hellersen sowie der Bau des „Hauses des Sports“ in Duisburg - der heutigen Geschäftsstelle des LSB NRW - mit dem Haus der Verbände wesentlich auf seine Initiative zurück.

Groß aber auch umstritten

Was bleibt heute drei Jahrzehnte nach seinem Tod von dem zweiten Präsidenten des größten deutschen Landessportbundes? Eine ehrliche Antwort muss auch erwähnen, dass Weyer wegen seiner Vergangenheit während der Zeit des Nationalsozialismus – er war Mitglied der NSDAP und arbeitete an der nationalsozialistischen Akademie für Deutsches Recht mit -  bis heute keineswegs unumstritten ist.
Dennoch hat ihn der damalige NRW Ministerpräsident Johannes Rau in seiner Trauerrede zu Recht als „einen Großen in der Geschichte unseres Landes“ bezeichnet. Willi Weyer gelang es, Sport und Politik geschickt zu einem gewinnbringenden Konzept von Sportpolitik zu verbinden. Mit Ausdauer arbeitete er für die Politikfähigkeit des Sports und nahm auch kein Blatt vor den Mund, wenn ihm im Sport selbst etwas gegen den Strich ging. Das zeigt nicht nur der von ihm stammende Ausspruch „Sport ohne Leistung ist Kappes“, sondern wird ebenso daran deutlich, dass er Missstände wie Dopingmanipulationen im Sport oder stetig steigende Ablösesummen leidenschaftlich anprangerte - dies ist immer noch aktuell.

Für seinen Einsatz für den gemeinwohlorientierten, durch das Ehrenamt getragenen Sport wurden ihm zahlreiche Würdigungen zuteil, so unter anderem die Ehrendoktorwürde der Deutschen Sporthochschule Köln, das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband, die NRW-Sportplakette und der Verdienstorden des Landes NRW.

Text: Gerhard Hauk

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