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LSB NRW-Leistungssportdirektor zieht Olympia-Zwischenfazit

| Allgemein (LSB)
Olympia-Zwischenbilanz aus Sicht des Landessportbundes NRW

Licht und Schatten in der ersten Veranstaltungswoche
 

Die Zwischenbilanz von Michael Scharf in Bezug auf die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris (26. Juli bis 11. August) fällt gemischt aus: „Wir liegen hinter dem zurück, was wir erwartet hatten. Es gibt einiges an Licht, aber auch einiges an Schatten“, meint der Direktor Leistungssport des Landessportbundes NRW am Montagvormittag (5. August 2024). Während in manchen Disziplinen keine Medaillen erwartet und auch nicht gewonnen worden wären, die Athletinnen und Athleten aber eine gute Leistung gezeigt hätten, habe es andererseits auch die Situation gegeben, dass eigentlich eine Medaille erwartet worden sei, sich diese Erwartung aber nicht erfüllt habe. 

Auch wenn in der ersten Olympiawoche manches nicht so gelungen sei wie erhofft, könne Nordrhein-Westfalen bis jetzt sehr zufrieden damit sein, wie es sich innerhalb des „Team D“ präsentiere. Schließlich liege Deutschland nach der ersten Olympiawoche insgesamt deutlich hinter den Erwartungen zurück. „Die Erwartung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) bestand darin, in etwa so viele Medaillen zu gewinnen, wie es in Tokio der Fall war: Beim letzten Mal waren es 37. Ich habe rund 30 Medaillen insgesamt geschätzt. Diese Ziele werden kaum mehr erreicht werden können“, so Michael Scharf.

Als absolute Top-Performerinnen und -Performer erwiesen sich allerdings auch in Paris die Reiterinnen und Reiter, die drei Goldmedaillen (Vielseitigkeit Einzel durch Michael Jung; Dressur Mannschaft durch Jessica von Bredow-Werndl, Isabell Werth und Frederic Wandres; Dressur Einzel durch Jessica von Bredow-Werndl) und einmal Silber (Dressur Einzel durch Isabell Werth) holten. „Mit Isabell Werth haben wir natürlich DIE Sportlerin schlechthin“, sagt der einstige WM-Neunte im Modernen Fünfkampf. Die erfolgreichste Olympionikin Deutschlands hat nunmehr acht Gold- und sechs Silbermedaillen bei Olympia zu Buche stehen. Die Reiterinnen und Reiter werden am Bundesstützpunkt in Warendorf betreut und waren nach Aussage von Michael Scharf auch bei den Spielen der XXXIII. Olympiade das „stabilisierende Element“. Auf diesem Weltklasse-Niveau über so viele Jahre immer wieder zu performen, sei top, so der Direktor Leistungssport.

Einen eher unerwarteten Erfolg verzeichnete hingegen am frühen Montagmorgen Lasse Lührs: Der Triathlet kürte sich mit der Mixed-Staffel zum Olympiasieger. Eine Medaille sei zwar durchaus erwartet worden, jedoch nicht unbedingt die goldene.

Ein sehr erfreuliches Ergebnis aus NRW-Sicht ergab sich auch im Rudern: Der Doppelvierer der Damen – mit den NRW-Sportlerinnen Leonie Menzel, Pia Greiten und Tabea Schendekehl – durfte sich über den Gewinn der Bronzemedaille freuen. Mit einmal Gold – durch Oliver Zeidler aus Hessen im Einer – und einmal Bronze sei im Rudern generell das möglich gemacht worden, was in der Sportart möglich war, weiß der Leistungssportdirektor des Landessportbundes NRW. Der Achter der Herren, der in Dortmund trainiert, habe in Relation zu den Vorerfolgen, als er von 2012 bis 2021 jeweils eine Medaille bei den Olympischen Spielen holte, zwar einen Rückschritt erlitten. Platz vier sei aber das Maximum dessen, was der Achter derzeit erreichen könne – und damit okay. Bei den Weltmeisterschaften 2023 belegte das Flaggschiff des deutschen Ruderns noch Platz fünf.

Im Judo – um eine weitere Sportart beispielhaft zu nennen – lief es für die Sportlerinnen und Sportler aus NRW zwar gut, das Abschneiden hätte jedoch noch besser sein können. Miriam Butkereit überzeugte mit dem Gewinn der Silbermedaille in der Gewichtsklasse bis 70 kg, Deutschlands Fahnenträgerin Anna-Maria Wagner hingegen belegte in der Gewichtsklasse bis 78 kg letztlich „nur“ Platz fünf. Auch das Mixed-Team unterlag im Kampf um Bronze. „Für eine zweimalige Weltmeisterin muss das Ziel eine Medaille sein, möglichst sogar die goldene“, blickt Michael Scharf auf den Wettkampf von Anna-Maria Wagner zurück.

Pech hatten die Athletinnen und Athleten aus NRW auch im Fechten: Bei Matyas Szabo fehlte im Einzelwettbewerb mit dem Säbel ein Treffer zum Einzug ins Halbfinale, sodass er in der Gesamtwertung auf Rang fünf geführt wird. Anne Sauer schied im Einzelwettbewerb mit dem Florett ebenfalls in der Runde der besten Acht aus und wurde letztlich Siebte. „Das ist viel zu wenig für das, wie Fechten in NRW positioniert ist“, sagt Michael Scharf. Dass sich aus Deutschland im Fechten insgesamt nur zwei Personen für die olympischen Wettbewerbe 2024 qualifizieren konnten und kein Team vertreten sei, sei Vorfeld schon keine gute Leistung gewesen, so der Direktor Leistungssport des Landessportbundes NRW. 

Einen Top-Erfolg verzeichnete dagegen Christina Honsel: Die Hochspringerin stellte ihre persönliche Bestleistung ein und wurde letztlich Sechste. Genauso qualifizierte sich Mittelstreckenläuferin Lea Meyer souverän für das Finale über 3.000-Meter-Hindernis und Schwimmer Cedric Büssing stellte über 400-Meter-Lagen einen deutschen Rekord auf und wurde am Ende Achter. 

„Medaillen sind immer die Währung, aber natürlich haben wir auch mehrere Top-Platzierungen erzielt. Der fünfte Platz von Matyas Szabo z. B. ist aller Ehren wert. Es gibt in jedem Fall gute Ansätze von Einzelathletinnen und -athleten! Insgesamt merkt man allerdings, dass immer mehr Länder wettbewerbsfähige Athletinnen und Athleten hervorbringen. In der Weltspitze ist es ganz oben so eng, dass Nuancen entscheidend sind. Um oben mithalten zu können, muss man sich voll auf den Leistungssport konzentrieren“, weiß Michael Scharf. Das beste Beispiel dafür, wie eng es zugeht, war aus seiner Sicht das Spiel der Hockey-Herren im Viertelfinale gegen Argentinien, welches bis zum Schluss „auf Messers Schneide“ stand.

Der Leistungssportdirektor des Landessportbundes NRW fügt abschließend hinzu: „Ich bin gespannt, wo wir am Ende landen können.“ 
 


Text: Claudia Pauli
Bild: LSB NRW/Andrea Bowinkelmann

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