Erste von 40 regionalen Sport-Biographien im LVR-Portal Rheinische Geschichte erschienen
„Der Sport ist eine gesellschaftspolitische Aufgabe der Lebenshilfe für alle Bürger“: Mit dieser festen Überzeugung hat Wilhelm Friedrich Ludwig („Willi“) Weyer von Herbst 1957 bis zu seinem Tod im Sommer 1987 rund 30 Jahre lang als Präsident den Landessportbund NRW erfolgreich angeführt. Während seiner Amtszeit erarbeitete sich der einflussreiche FDP-Politiker und Minister in Nordrhein-Westfalen einen Ruf als sportpolitischer „Macher“, der mit dem Neubau der zeitweise nach ihm benannten Sportschule im sauerländischen Sundern - das heutige Sport- und Tagungszentrum Hachen - sowie des „Hauses des Sports“ in Duisburg auch architektonisch seine Spuren hinterlassen konnte.
Als Mitglied in seiner Heimatstadt beim TSV Hagen 1860 und des Schwimmvereins Hagen 1894 betrieb der Jurist Weyer aktiv Leichtathletik, Basket- und Faustball sowie vor allem Schwimmsport und Wasserball. Parallel beschäftigte sich „Big Willi“ ab 1974 als Vorsitzender des Deutschen Sportbundes (DSB) vor allem mit dem passenden Gleichgewicht von Spitzen- wie Breitensport auf Bundesebene. Seine zahlreichen Funktionärs-Tätigkeiten brachten dem dreifachen Familienvater zahlreiche nationale und regionale Ehrungen ein, darunter die posthume Aufnahme in die „Hall of Fame“ des deutschen Sports.
Zur Person Willi Weyer liegt nun eine informative Kurzbiographie (Autor: Dr. Jürgen Frölich/Bonn) im Internet-Portal Rheinische Geschichte (www.rheinische-geschichte.lvr.de) des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) vor. Sie ist die erste Veröffentlichung von bis zu 40 geplanten Texten zur Geschichte von Führungspersönlichkeiten, die den Landessportbund NRW nach seiner Gründung im Mai 1947 mitgestaltet haben. Das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte beleuchtet in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem LSB NRW das Leben und Wirken von regionalen Sportfunktionär*innen bis in die 1960er Jahre. Dies schließt neben den Verdiensten zum Auf- und Ausbau der NRW-Sportstrukturen nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine transparente Aufarbeitung von deren Rolle in der NS-Diktatur ein.
Die Biographie Weyers, der ab 1937 zeitweise Mitglied der NSDAP war, steht dabei exemplarisch für die Kontinuitäten und Brüche in den Lebenswegen vieler prägender Persönlichkeiten der frühen Bundesrepublik. Die Anfangszeit des LSB NRW ist eng mit einem prominenten, aber auch durchaus umstrittenen Führungspersonal verknüpft. Die Projektpartner möchten mit den Biographien zu einer ergebnisoffenen und transparenten Aufarbeitung der Geschichte des organisierten Sports in NRW beitragen.
Zum Text über Willi Weyer
Im Sommer soll das entsprechende Portal-Cluster mit zunächst zehn weiteren wissenschaftlichen Kurzbiographien (beispielsweise über den ersten LSB-Präsidenten Peco Bauwens) und einer historischen Einordnung frei zugänglich online gehen.
Bild: LSB NRW